Die Gene spielen eine wichtige Rolle bei der Verursachung der Psychopathie. Allerdings ist die Genetik durch die Sozialisation und anderen Umfeldfaktoren beeinflusst, somit sind die Gene wahrscheinlich nicht die einzigen bestimmenden Faktoren, dass eine Person psychopathische Eigenschaften hat. Die Studien über die Heritabilität der Psychopathie konzentrierten sich, in erster Linie, auf die monozygotischen (eineiigen) Zwillinge (mit 100% geteilten Genen) und dizygotischen (zweieiigen) Zwillingen (mit 50% geteilten Genen). Eine solche Studie (Larsson, Andershed, & Lichtenstein, 2006) berichtete, dass die Genetik für ungefähr die Hälfte der Variation in den Eigenschaften der Psychopathie ausgewiesen worden ist (festgelegt bei den Selbstbeurteilungsmaßnahmen – die Bestandsliste der Jugendpsychopathie). Andere Studien haben ebenso über die wesentliche Heritabilität der psychopathischen Eigenschaften berichtet, wenn diese samt Selbstbeurteilungsmaßnahmen (Blonigen, Hicks, Krueger, Patrick, & Iacono, 2005; Brook, Panizzon, Kosson, Sullivan, Lyons, Franz, Eisen, & Kremen, 2010) festgelegt worden sind.
Das Untersuchungsergebnis, welches besagt, dass etwa 50% der Einzelunterschiede in den psychopathischen Eigenschaften genetisch bedingt sind, deutet, dass eine ordentliche Summe der Variation in psychopathischen Eigenschaften umfeldbedingt ist. (Es ist bemerkenswert, dass etwa 40-60% der Variation, in vielen Persönlichkeitseigenschaften und einigen anderen Störungen, scheinen genetisch widerspiegelt zu sein. Demzufolge ähnelt Psychopathie anderen Persönlichkeitseigenschaften und -störungen, in welchen die genetischen Faktoren von Bedeutung sind, jedoch die scheinen nicht alles zu erklären.) Obwohl die psychopathiespezifischen Gene noch nicht identifiziert worden sind, die meisten Menschen glauben an die mögliche Polygenie, die die Psychopathie beisteuert, genauso wie in anderen klinischen, teilweise vererbbaren Zuständen, die durch mehrere Gene bestimmt sein sollten. Daher besteht normalerweise nicht nur ein Gen, das alleine zu einer klinischen Störung oder Zustand führt.
Des Weiteren, wir haben zunehmende Beweise, dass die Genetischen- und Umfeldfaktoren aufeinander wirken und die Psychopathie könnte die Widerspiegelung dieser gegenseitigen Beeinflussung sein. Die oben erwähnte Studie (Larsson et al., 2006) hat die geteilten und ungeteilten Umfeldfaktoren in den psychopathischen Eigenschaften geprüft. Die geteilten Umfeldfaktoren sind die Erscheinungsformen des Umfelds, die so gerichtet sind, dass sich die Menschen mehr mögen – z.B. Eltern und das Aufwachsen in einer bestimmten Nachbarschaft. Soweit die Eltern alle ihre Kinder gleichermaßen behandeln, jegliche Konsequenzen des Zusammenseins mit diesen Eltern sollten als Auswirkung haben, dass die beiden Zwillinge sich gegenseitig ähnlicher werden. Ein Beispiel der ungeteilten Umfeldfaktoren (von Larsson und seinen Kollegen erörtert) sind die freundschaftlichen Verhältnisse zu den Gleichaltrigen. Weil jeder Einzelner der beiden Zwillinge wahrscheinlich verschiedene Freundschaften außerhalb des Elternhauses zu aufbauen vermag, die Folgen solcher Umgänge mit verschiedenen Gleichaltrigen können die beobachteten Veränderungen zwischen den beiden Zwillingen sein. Nach der Berücksichtigung des Beitrags der genetischen Faktoren für die Studie wurden die Funktionen der Umfeldeffekte untersucht. Die Untersuchungsergebnisse haben aufgewiesen, dass der Beitrag der ungeteilten Umfeldeffekte ziemlich groß war, im Gegensatz zu geteilten Umfeldeffekten, die sich als geringfügig vorgewiesen haben. Weil es zu scheinen vermag, dass die Umfeldfaktoren die Expression der genetischen Risiken für Psychopathie beeinflussen können, wir ermutigen alle Eltern von gefährdeten Kindern einen Facharzt für Psychiatrie um Rat zu bieten, sobald die Kinder die Störungen der Impulskontrolle oder antisoziale Verhaltensweisen aufweisen.
Die Bezugsquellen für diesen Artikel können für manche Leser zu technisch sein. Für alle, die mehr über die Genetik und die Psychopathie lernen möchten, empfehlen wir weitere Quellen wie: das Kapitel „Die Genetische- und Umfeldeinflüsse auf Psychopathie und das antisoziale Verhalten“ (Seiten 205-228) und das Kapitel „Die Familienverhältnisse und Psychopathie“ (Seiten 229-250) des Buches „Das Handbuch der Psychopathie“ von C. J. Patrick (2007) sowie das Kapitel „Die Genetik der Kinder- und Jugendpsychopathie“ (Seiten 113-134) und das Kapitel „Die Umfeldeinflüsse auf Kinder- und Jugendpsychopathie“ (Seiten 202- 232) des Buches „Das Handbuch der Kinder- und Jugendpsychopathie“ von Salekin und Lynam. Diese Bücher bieten einen guten Überblick über die Studien, die die Rollen der Gene und des Umfelds auf die Psychopathie untersucht haben.