Gefängnisinsassen mit hohen zwischenmenschlichen und affektiven psychopathischen Eigenschaften nutzen die Art und Weise wie Menschen gehen, um gefährdete Einzelpersonen zu identifizieren

Nonverbale Hinweise sagen uns viel über eine Person aus, und rücksichtlose Individuen, insbesondere jene mit psychopathischen Eigenschaften, können solche Hinweise ganz gut lesen. Das heisst, dass solche Individuen sehr wahrscheinlich eine natürliche Gabe haben, Signale zu lesen, die auf die Viktimisierungsanfälligkeit einer Person hinweisen, was ihnen verhilft, ihre potenzielle Opfer zu identifizieren. Die Forschung hat erwiesen, dass die Opfer eine andere Körpersprache offenbaren als ungeschädigte Menschen (Grayson und Stein, 1981) und diese Körpersprache bietet unbeabsichtigte Hinweise, die Vulnerabilität signalisieren (Montepare und Zebrowitz-McArthur, 1998). Insbesondere, die Forschung hat erwiesen, dass manche Täter, unter anderem, die Gangart einer Person nutzen, um zu urteilen, wie leicht jemand zum Opfer werden kann. Die Bewegungen, die als unterschiedlich zwischen Opfern und ungeschädigten Menschen erwiesen worden sind, schliessen Folgendes mit: Die Schritte (Opfer schleppten oder hoben ihre Füsse unnatürlich), das Tempo (Opfer liefen langsamer), die Körperhaltung (Opfer hatten zusammengesunkene Haltung und schauten nach unten), der Bewegungsfluss (Opfer waren mehr ruckartig und schwankten von Seite zu Seite) und die Laufruhe (Opfer schwenkten ihre Arme als ob diese abgetrennt und unausgewogen waren) – (Grayson und Stein, 1981; Sakaguchi und Hasegawa, 2006).

Book und seine Kollegen (2013) haben die Beziehung zwischen Psychopathie und der festgestellten Vulnerabilität der Opfer untersucht. In dieser Studie haben Insassen (mit zumindest einer Gewaltverbrechen-Strafe) aus einem Hochsicherheitsgefängnis Videos angeschaut, die Männer und Frauen beim Gehen zeigten. Manche Personen waren bereits viktimisiert, andere eben nicht, und die Straftäter haben deren Vulnerabilität zur Viktimisierung bewertet (das heisst, deren Vulnerabilität angegriffen zu werden, zwecks Überfall oder Stehlen). Die Straftäter wurden gefragt, ihre Bewertungen auch zu begründen. Die Straftäter sind anhand der revidierten Psychopathie-Chekliste (PCL-R, 2003) von Dr. Robert Hare bewertet worden.

Straftäter mit höheren psychopathischen Auswertungen waren imstande, die Vulnerabilität eines Opfers genau zu urteilen. Tatsächlich, es waren die Straftäter mit hohen Stufen an zwischenmenschlichen und affektiven Eigenschaften der Psychopathie (wie Manipulationsfähigkeit, oberflächlicher Charme und Mangel an Empathie), die, diesbezüglich, die höchste Genauigkeit demonstrierten. Psychopathische Insassen haben die Gangart von anderen Menschen als Entscheidungsfaktor identifiziert, während andere Insassen eher andere Variablen wie das Geschlecht, Körperbau und Vergeltungsfähigkeit aufführten.

Diese Studie hat weitere Beweise erbracht, dass Straftäter mit psychopathischen Eigenschaften eine hochentwickelte Fähigkeit besitzen, die nonverbale Hinweise der Vulnerabilität zu bemerken. Die Ergebnisse dieser Studie beweisen, wie wichtig die Gangart einer Person für jene mit psychopathischen Eigenschaften ist, wenn sie zwischen Einzelpersonen, die sehr anfällig für gewalttätige Viktimisierung und jene, die wänniger anfällig sind, unterscheiden.

Quellen:

A. Book, K. Costello und J.A. Camilleri (2013). Psychopathie und Opferauswahl: Die Verwendung der Gangart als Hinweis auf Vulnerabilität. Zwischenmenschliche Gewalt. (engl.

Psychopathy and victim selection: The use of gait as a cue to vulnerability. Interpersonal Violence, 28(11), 2368-2383. doi: 10.1177/0886260512475315

Weitere Referenzen:

B. Grayson und M.I. Stein (1981). Anlockender Angriff: Die nonverbalen Hinweise des Opfers (engl. Attracting assault: Victims’ nonverbal cues) veröffentlicht im Journal of Communication, 31, 68-75.

J.M. Montepare und L.A. Zebrowitz-McArthur (1998). Eindrücke von Menschen kreiert durch altersabhängige Eigenschaften deren Gangart (engl. Impressions of people created by agerelated qualities of their gaits) veröffentlicht im Journal of Personality and Social Psychology, 55, 547-556. doi:547-5560022-3514/88/

R.D. Hare (2003). Die revidierte Psychopathie-Checkliste 2. Ausgabe (engl. Hare Psychopathy Checklist–Revised (2nd ed). Toronto, Ontario, Canada: Multi-Health Systems.

K. Sakaguchi und T. Hasegawa (2006). Menschenwahrnehmung durch Ganginformation und Wahl des Zielobjektes für sexuelle Belästigung: Vergleich der potenziellen Zielobjekte in Experimenten und im wahren Leben (engl. Person perception through gait information and target choice for sexual advances: Comparison of likely targets in experiments and real life) veröffentlicht im Journal of Nonverbal Behavior, 30, 63-85. doi:10.1007/ s10919-006-0006-2.

Written by Alexa Larouche Wilson and the Research Committee

 

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