übersetzer: Sophia Scheele
Geschrieben von Ellen Tansony-Luedke und dem Forschungskommittee
Ziel dieser Studie war es, die Beziehung zwischen psychopathischen Charakterzügen unter Verwendung des triarchischen Modells der Psychopathie und sowohl adaptiven als auch maladaptiven Verhaltensweisen am Arbeitsplatz zu untersuchen. Das triarchische Modell geht davon aus, dass Psychopathie durch drei unterschiedliche, aber miteinander verbundene Bereiche konzeptualisiert werden kann: Enthemmung (z.B. Schwierigkeiten bei der Impulskontrolle und Emotionsregulierung), Gemeinheit (z.B. Mangel an Empathie, Ausbeutung) und Dreistigkeit (z.B. Furchtlosigkeit, soziale Durchsetzungsfähigkeit). Die Forscher (Neo, Sellbom, Smith, & Lilienfeld, 2018) interessierten sich insbesondere für die Rolle des Bereichs „Dreistigkeit“, da dieser in früheren Studien weniger Beachtung gefunden hat.
An der Studie nahmen 343 berufstätige Erwachsene aus der Gemeinschaft teil. Sie füllten Fragebögen zur Selbsteinschätzung aus, um psychopathische Eigenschaften, kontraproduktives (z. B. Sabotage, Diebstahl, Missbrauch) und produktives (z. B. Teamfähigkeit, Kreativität und Problemlösungsfähigkeit) Verhalten am Arbeitsplatz, weiche und harte Taktiken der Einflussnahme sowie Führungsstile zu messen. Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen lasen auch Vignetten mit vier geschäftsbezogenen Szenarien und zwei Entscheidungen (eine ethische und eine unethische), die mit jedem Szenario verbunden waren. Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen bewerteten auf einer fünfstufigen Likert-Skala, wie moralisch sie die jeweilige Entscheidung einschätzten, wobei 1 für „überhaupt nicht moralisch“ und 5 für „äußerst moralisch“ stand. Sie bewerteten auch, wie wahrscheinlich es ist, dass sie sich am Arbeitsplatz so verhalten würden, und wie wahrscheinlich es ist, dass andere sich so verhalten würden.
Die Ergebnisse der Studie zeigten, dass Personen mit einem hohen Grad an Enthemmung eher zu kontraproduktivem Arbeitsverhalten und einem passiveren Führungsstil neigen (d. h. ein eher „unbeteiligter“ Stil, nur auf Fehler reagieren usw.). Es wurde festgestellt, dass Gemeinheit auch mit vermehrtem kontraproduktivem Arbeitsverhalten zusammenhängt; Neo et al. (2018) weisen jedoch darauf hin, dass dieser Zusammenhang nach Berücksichtigung von Überschneidungen mit Enthemmung reduziert wurde. Interessanterweise deuteten die Ergebnisse darauf hin, dass Gemeinheit die Beziehung zwischen Enthemmung und kontraproduktivem Verhalten am Arbeitsplatz milderte; ein hoher Wert sowohl im Bereich Gemeinheit als auch im Bereich Enthemmung war mit einem sehr hohen Niveau an kontraproduktivem Verhalten am Arbeitsplatz verbunden. Gemeinheit war auch das einzige Persönlichkeitsmerkmal, das unethische Entscheidungen individuell vorhersagte. Diejenigen, die einen hohen Wert für Gemeinheit aufwiesen, wendeten mit größerer Wahrscheinlichkeit harte Taktiken an (z.B. Durchsetzungsvermögen/Druck, Legitimierung einer Forderung usw.).
Im Gegensatz dazu berichteten Personen mit einer hohen Dreistigkeit eher über den Einsatz weicher Taktiken (z.B. die Verwendung von Komplimenten), die im Allgemeinen als konstruktiver und prosozialer angesehen werden. Es wurde festgestellt, dass Dreistigkeit die Verwendung eines adaptiven Führungsstils vorhersagt (d.h. die Verwendung eines transformativen Ansatzes, wie z.B. die Verwendung inspirierender Motivation oder die Betrachtung anderer als Individuen; oder die Verwendung eines transaktionalen Ansatzes, der typischerweise Belohnung und Bestrafung verwendet). Dreistigkeit sagte auch einen geringeren Einsatz eines passiven Führungsstils voraus. In Bezug auf die Teamfähigkeit zeigten die Ergebnisse der Studie, dass der Bereich der Dreistigkeit ein höheres Maß an Teamfähigkeit vorhersagte, während Gemeinheit ein geringeres Maß an Teamfähigkeit vorhersagte.
Insgesamt zeigen die Ergebnisse dieser Studie, dass sich psychopathische Züge am Arbeitsplatz auf viele verschiedene Arten manifestieren können und dass die Beziehung zwischen Psychopathie und Verhalten am Arbeitsplatz komplex ist. Gemeinheit und Enthemmung wurden eher mit kontraproduktivem Verhalten am Arbeitsplatz in Verbindung gebracht; die Arten von Verhalten, die durch diese Eigenschaften vorhergesagt werden, waren jedoch unterschiedlich. Auf der anderen Seite wurde festgestellt, dass Dreistigkeit mit einigen produktiven Verhaltensweisen am Arbeitsplatz zusammenhängt. Neo et al. (2018) stellen fest, dass ihre Ergebnisse darauf hindeuten, dass verschiedene Kombinationen psychopathischer Eigenschaften bestimmte Verhaltensweisen vorhersagen können. Für künftige Forschungen schlagen die Forscher und Forscherinnen vor, die Ergebnisse in verschiedenen Kulturen zu untersuchen und vielleicht eine Messung der Psychopathie und/oder des Verhaltens am Arbeitsplatz zu verwenden, die nicht auf Selbsteinschätzung beruht.
Referenz: Neo, M., Sellbom, M., Smith, S. F., & Lilienfeld, S. O. (2018). Of boldness and badness: Insights into workplace malfeasance from a triarchic psychopathy model perspective. Journal of Business Ethics, 149, 187-205.