Affinitätsbetrug: Greifen Psychopathen bestimmte Personengruppen an?

Personen mit psychopathischen Eigenschaften fühlen sich sehr oft zu Affinitätsgruppen hingezogen, nämlich religiösen, politischen und sozialen Gruppen, die gemeinsame Werte, Glauben und Interessen teilen. Das kollektive Vertrauen, die Mitglieder von solchen Gruppen ineinander haben, und deren gemeinsames Glaubenssystem, bieten eine perfekte Tarnung für psychopathische Personen. Der Psychopath hat die Fähigkeit, das gruppenspezifische Glauben und die Wertstellungen in Anwesenheit der Mitglieder, exakt nachzuahmen. Dadurch wird das Vertrauen leicht gewonnen und die wahren Motive des Psychopathen sind voraussichtlich kaum zu entdecken. Ihre wahren Motive können beinhalten (sind aber nicht beschränkt auf): die finanzielle Unterstützung (inklusive Kapitaleinlagenbetrug), Aufbau der persönlichen Glaubwürdigkeit, Zugang zu krisenanfälligen Menschen, die ihre sexuellen Bedürfnisse erfüllen können, Macht und Kontrolle über ehrenamtliche und bezahlte Führungspositionen, oder was auch immer ihren Bedürfnissen gegenwärtig vorfindet. Diejenigen, die sehr versiert sind, ein Affinitätsbetrug zu verüben, sind Psychopathen, die sich den Zugang zu einer Gruppe verschaffen, indem sie mit einem Mitglied Bekanntschaft aufbauen, der den Psychopathen als „einer von uns“ vorstellt. Das Ergebnis ist dann „ein Fuchs im Hühnerstall“.

Insbesondere religiösen Gruppen können leichte Zielscheiben für Manipulation werden, dank gemeinsamen Beschaffenheiten wie: Akzeptierrung neuer Mitglieder aus verschiedenen Verhältnissen und Lebensweisen, die Fähigkeit vergangene Missetaten zu vergeben und die Neigung zu erwarten, dass die Beitretenden gleich-gläubig sind und gleiche Wertstellungen haben. Die Mitglieder der Entzugsgruppen für Suchtkrankheiten, insbesondere Neumitglieder, die sich in einer Krisensituation befinden, können von Psychopathen gefährdet sein. Die üblichen Methoden in Entzugsgruppen, die den Austausch von persönlichen Geschichten und das Durchkämpfen pflegen, können die Schadenanfälligkeit erhöhen. Selbst die gebildeten Mitglieder der Finanz- und Geschäftsgruppen, wie z.B. eine Investmentgesellschaft) können dem Charme und der Verlockung eines gut aussehenden, gut angezogenen, charismatischen und offenbar kontaktreichen Psychopathen verfallen, und somit Opfer werden. Bedauerlicherweise, selbst nach der Viktimisierungserfahrung, viele Mitglieder einer Affinitätsgruppe weigern sich, aus verschiedenen Gründen, bezüglich Psychopathen, der Wahrheit ins Gesicht zu schauen. Öfters wird rationalisiert, aus welchen Gründen er oder sie die Gruppe ausgenutzt hat, und weiter geglaubt, dass diese Person, im Grunde genommen, ein gutes Herz hat. Manche Mitglieder können so weit gehen und nehmen die Angelegenheit mit dem Psychopathen auf, und verteidigen ihm, wenn jemand seine Handlungen und Absichten in Frage stellt.

Es bestehen etliche Gründe, wieso sich Psychopathen den Kirchen, Synagogen und Moscheen hingezogen fühlen. Diese sozialen Organisationsformen können als Zielscheibe auf etlichen Stufen dienen. Die Gottesdienstbesucher können psychopathisch sein. Diejenigen in Führungspositionen (ehrenamtlichen oder bezahlten) können psychopathisch sein. Kirchenspaltungen können von Psychopathen angeführt werden, die anschließend die Führung der neu geformten Gruppe übernehmen. Viele Kirchenstrukturen bringen ihre geistlichen Führer in die Machtpositionen – etwas wonach Psychopathen anstreben. Manche Psychopathen können an Priesterseminaren oder formalen Schulbildungen teilnehmen und, soweit ihre wahren Motive unentblößt bleiben, zum Schulabschluss erlangen und die Kirchenführung übernehmen. Außerdem, gering organisierte Glaubensgemeinschaften haben nicht immer einen Führer mit anerkanntem Ausbildungsabschluss (z.B. geweihten Minister oder Priester), was einem charismatischen Psychopathen den Aufstieg in die Führungsposition erleichtert, wo Charme und Manipulation effektive Werkzeuge sein können. Weil besser strukturierte Kirchen weniger schadensanfällig sind, andere, die Ehrenamtliche als Laienvorsitzende für bedeutungsvolle Leitungsfunktionen einsetzen, ermöglichen den Psychopathen den Vorsitz über die Gruppe, hinsichtlich Macht und Obacht, die sie anziehen.

Einzelpersonen wenden sich oft an ihre Religionsgemeinschaften, um Hilfe zu beanspruchen, während sie anstrengende Zeiten erleben und sich spirituell und emotional schwach fühlen. Die Psychopathen nutzen diese Situationen oft aus, und benutzen die Religion als Trick zur Ausbeutung von Menschen. Einzelgemeinschaften, besonders wohlhabende Kirchen, sind häufig als Ziel gesetzt. Für die Affinitätsgruppen wäre es sehr weise, neuen Mitgliedern mit Misstrauen zu begegnen, bis diese die Vertrauenswürdigkeit beweisen können. Diese Anwendung könnte behilflich sein, es garantiert jedoch keine Sicherheit von Eindringlingen.

Vermerk: Dieser FAQ wurde basierend auf die Erfahrungen von Opfern und Überlebenden geschrieben.

P. Babiak & R.H. Hare (2006) „Menschenschinder oder Manager: Psychopathen bei der Arbeit“ (Snakes in Suits – When Psychopaths Go To Work), New York: Regan Books/Harper Collins

Carozza, D. (2008).  Identifying psychopathic fraudsters:  These men know ‚Snakes in Suits‘.  Fraud Magazine. http://www.fraud-magazine.com/article.aspx?id=404

Schug, R. & Ricke, J. (March 9, 2011).  Psychopathy and the ministry.  How vulnerable are you? Aftermath Radio.  http://aftermath-survivingpsychopathy.org/radio/index.php/2011/03/09/ aftermath-radio-psychopathy-and-the-ministry-how-vulnerable-are-you/